Archiv 2017

Am Samstag, den 24. Juni 2017 lebten 331 Einwohner in Eisenschmitt. Und es lebte die Kunst! Etwa 70 Besucher nahmen die Einladung des Förderkreises für Kunst und Kultur ins Clara-Viebig-Zentrum an.

Am Samstag, den 24. Juni 2017 lebten 331 Einwohner in Eisenschmitt. Und es lebte die Kunst!

Etwa 70 Besucher nahmen die Einladung des Förderkreises für Kunst und Kultur ins Clara-Viebig-Zentrum an. Zu der Ausstellungseröffnung des Fotografen Gary Retterbush spielten Musiker aus Eisenschmitt und Gransdorf.
Im Anschluss präsentierten Rosemarie Schmitt und Walter Schmitt in Eisenschmitt ihr aktuelles Programm.
Als Paar ti Tour unterhielten sie gemeinsam mit der Sängerin, Komponistin und Autorin Karin Melchert mit einer musikalisch-szenischen Lesung.  Mach dir dein Glück doch selbst, so lautete das Motto. Am Ende war es jedoch keine Glückssache, sondern das Ergebnis eines aussergewöhnlichen Konzeptes in Verbindung mit hervorragender Musik und ebensolchen Texten. Das Publikum klatschte und sang im Rhythmus der Musik mit. Je ne regrette rien – ich bereue nichts. Mit diesem Song verabschiedete sich Paar ti Tour von einem begeisterten Publikum. Non, je ne regrette rien.

Niemand bereute diesen Besuch in Eisenschmitt, der mit einem gemütlichen Beisammensein der Künstler und Besucher im Innenhof des Clara-Viebig-Zentrums ausklang.

Nachlese zur Veranstaltung „Frühlingserwachen und 9. Bücherfestival „

am 6. und 7. Mai 2017

Der Schneeblumenblues

Das Clara – Viebig – Zentrum in Eisenschmitt ist doch immer für Überraschungen gut. Zum 9. Bücherfestival “Frühlingserwachen“ tauchte jemand mit einer Neuheit auf, die leider noch nicht verraten werden darf, die Veranstalter, vor allen Dingen Herrn Georg Fritzsche, für die nächste Zeit aber in Atem halten wird. So kehrten nach erstem Erstaunen die Aussteller an die reich gedeckten Büchertische zurück und boten ihre literarische Viebig- und geistige Eifelware – wie in den Vorjahren – an oder prahlten mit Entdeckungen, die freilich nur unter den Tischen gehalten und bisweilen sogar ausschließlich dort gehandelt wurden. Einer zeigte stolz sein Notenbuch mit einer Komposition des Viebig – Sohns, Ernst Viebig. Ein anderer ließ ein Foto seiner Neuerwerbung eines völlig unbekannten, aber einmaligen Stilllebens von Jakob Lehnen rundgehen und erzählte die dazugehörende Geschichte, wieder jemand erschien mit der Mappe „Schloss Bergfeld“ aus dem Jahre 1904, die gestochen scharfe Innen – und Außenaufnahmen des damals frisch errichteten Schlosses enthält. Das Exemplar, so gut erhalten, als wäre es aus dem Lädchen gezogen, leider unverkäuflich. Fast etwas enttäuscht gingen andere in sich, weil sie nichts annähernd Überzeugendes vorweisen konnten. Auch traurige Beispiele weckten das Interesse, z.B. der „Ahrburgunder“ von Fritz von Wille auf Büttenpapier mit eingeklebten Abbildungen der besten Ahrgemälde des Künstlers. Dann der Schlag ins Gesicht: Die Blätter mit der Widmung vorn und das denkwürdige Bild des Ahrweiler Tors mit der wehenden Hakenkreuzfahne fehlen! Verdammt nochmal, es gibt doch elende Bücherschänder, deren „schlechtes“ Gewissen und deren Selbstverleugnung vor nichts zurückschrecken und fast keine Grenzen mehr kennen.

Für den zweiten Tag des Geschehens (einem Sonntag) war ein besonderes Programm aufgelegt: Den Mittelpunkt bildete die bekannte Schriftstellerin, Ute Bales, die in der Eifel ihre Wurzeln hat, heute jedoch in Freiburg lebt. Sie war gebeten worden, aus ihrem Buch: „Kamillenblumen“ (bereits in 5. Auflage erschienen!) zu lesen. Das allein wäre schon einer Fahrt ins Salm-Tal wert gewesen. Aber dieses Mal gab es sogar eine „Weltpremiere“. Der in der Region bekannte Bluespianist Rafael Rieck hatte im vergangenen Herbst in einer Soloschau am Klavier Clara Viebigs Müller – Hannes lesend, singend und spielend vorgestellt. Das war ihm so gut gelungen, dass sich die Veranstalter vornahmen, ihn zu einer Lesung mit Ute Bales zusammen zu bringen. In diesem Augenblick also, startete ein Experiment. Vorne saßen die Schriftstellerin und neben ihr der Musiker am Klavier. Rieck eröffnete die Darbietung mit einem Blues, und sang dazu ein Liedchen über oder zu Kolverath, dem kleinen Eifeldorf, in dem Bales Roman vorwiegend spielt. Es sollte sich in der Folge noch zeigen, wie sehr sich der Pianist in den Roman eingelesen und eingespielt hatte und zu einzelnen Überschriften seine Blues beim Publikum ablieferte. Ute Bales las in gewohnter Manier herausragende Kapitel ihres Romans und überbrückte die Leselücken mit frei gesprochenen Passagen, so dass die Zuhörer dem Geschehen mühelos folgen konnten und sich entweder aufs Weiterlesen oder auf den nächsten Blues freuten. Das brachte Leben und Abwechslung in die Veranstaltung. Die Zeit verflog nur so und man bangte regelrecht dem Ende der Geschichte entgegen. Rieck tröstete dann am Schluss das Publikum mit einer Zugabe, die er sich zu Ehren der Schriftstellerin ausgedacht hatte, und gab den „Ute – Bales – Blues“ zum Besten. Das rundete diese Premiere würdevoll ab und wurde seitens des Publikums mit einem ausgedehnten Applaus für die beiden Künstler belohnt. – Mit Sektgläsern in der Hand prostete man der fleißig signierenden Schriftstellerin zu oder begab sich auch schon wieder nach unter, wo nicht nur die Verkaufsausstellung fortgesetzt wurde, sondern man Gelegenheit nahm, mit der Schriftstellerin oder dem Musiker zu plaudern. Vielen war es ein Bedürfnis, sich persönlich bei den Künstlern zu bedanken und hervorzuheben, wie dankbar man/frau sei, diesen erbaulichen Nachmittag mit ihnen erlebt zu haben.

Hanns- Georg Salm, Mehlener Straße 2, D – 54595 Gondenbrett/Schneifel, 8. Mai 2017